Beethovenstadt Bonn

Ludwig van Beethoven wurde im Dezember 1770 in eine Musikerfamilie am kurfürstlichen Hofe zu Bonn geboren. In dieser Stadt wurde er groß, hier umwehte ihn der Geist der Musik von frühester Kindheit an. Hier lernte er das Musizieren und Komponieren, hier trat er als Wunderkind vor Joseph Haydn auf, hier spielte er die Orgel: die Musik war von Kindesbeinen an sein Leben. Aber auch der Geist des Rheinlands prägte ihn: Die rheinische Frohnatur, das latente Rebellentum und das Freiheitsstreben gegen jede Besatzung und Bevormundung. In Bonn wurde Beethoven, was er sein Leben lang war – ein rebellischer Querkopf, ein launisch-launiger Einzelgänger, ein Liebhaber der Freiheit und der neuen Töne.

Bonn – Beethovenstadt seit 1770

Heute atmet Bonn den Geist Beethovens. Bonn ist Musikstadt mit dem Beethovenfest, dem Forschungsmuseum Beethoven-Haus und mit der Beethovenhalle, aber auch mit dem Hotel Beethoven, der Beethoven-Apotheke, dem Beethovenplatz und vielem mehr. Die Stadt und ihr berühmtester Sohn sind nicht ohneeinander zu denken.

Mit der Neuordnung Europas nach den napoleonischen Verwerfungen und dem Wiener Kongress fielen die Rheinlande 1815 an das preußische Königreich. Mit der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität wurde 1818 eine der berühmtesten Universitäten Europas begründet. Hier unterrichteten bedeutende Professoren des 19. Jahrhunderts, hier studierten Jahrhundertköpfe wie Friedrich Nietzsche, Karl Marx, Konrad Adenauer und der spätere Papst Benedikt. Mit heute fast 40.000 Studierenden prägt sie das Stadtbild ganz entscheidend. Ihre Exzellenzförderung gerade im Bereich der Physik und Mathematik macht sie zu einer der ersten Adressen in der akademischen Welt.

Mit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 begann eine Ära der Prosperität im Rheinland. An diesem gesunden Wachstum hatte Bonn einen wesentlichen Anteil. Das Siebengebirge bei der Stadt war zum Inbegriff der Rheinromantik geworden, die von Dichtern in Verse, von Musikern in Noten und von Malern in Bilder übersetzt wurde. William Turner und George Gordon Lord Byron lösten mit ihrer Romantic Rhine Tour einen wahren Besucheransturm aus Großbritannien aus, zur Einweihung der berühmten Beethovenstatue auf dem Münsterplatz reiste sogar Queen Victoria an. Ein wahrer Bauboom manifestierte sich an großbürgerlichen Villen am Rhein, an Gründerzeitpalästen in der Bonner Südstadt und an der Expansion auf der »Schäl Sick« rechts des Rheins. Noch heute bildet die Südstadt das größte geschlossene Gründerzeitareal Deutschlands. Urige Studentenkneipen und erstklassige Restaurants, edle Boutiquen und Feinschmeckerläden machen das Quartier zum gesuchten Wohngebiet.

Mit der Gründung der Bundesrepublik wurde Bonn die Bundeshauptstadt der drei westlichen Besatzungszonen. Der Status als Hauptstadt war als Provisorium definiert – dieser provisorische Charakter bestimmte den unaufgeregten Stil, die fast provinzielle Stimmung, mit der hier regiert wurde. Bescheidenheit und Betulichkeit wurden zu den Merkmalen der Bonner Republik. Mit dem Langen Eugen, dem Abgeordnetenhochhaus benannt nach Eugen Gerstenmaier, wurde ein architektonisches Ausrufezeichen gesetzt; ansonsten herrschte Bescheidenheit auch bei den hoheitlichen Gebäuden. Von den langen Adenauerjahren über die SPD-Kanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt bis zur Ära Helmut Kohl und den Jahren unter Gerhard Schröder war die Bonner Szene nie großstädtisch-berlinisch, sondern eher hemdsärmelig-nachbarschaftlich.

Mit dem Bonn/Berlinbeschluss des Bundestags wurde Berlin Hauptstadt der Republik. Dieser Vertrag regelte den Ausgleich der nach Berlin umziehenden Ministerien. Und dennoch ist die Einwohnerzahl seitdem auf 325.000 Bürger gestiegen, gehört Bonn zu den 20 größten Städten der Republik. Auch ohne Ministerien, Parlament und Botschaften ist der Staat mit vielen nachgeordneten Behörden im Stadtbild präsent. Seit den 1990er Jahren ist Bonn neben New York und Wien aktive UN-Stadt, bisher sind 19 Einheiten der UNO an den Rhein gezogen. Und auch die ehemaligen Staatsbetriebe Deutsche Post und Deutsche Telekom haben ihre Hauptsitze am Rhein. Mit der Klimakonferenz 2017 zeigte Bonn sich erneut als idealer Schauplatz für die große Politik. Mit dem World Congress Center Bonn (WCCB) hat die Stadt ein Kongresszentrum, das die Zukunft der Stadt wesentlich mitprägen wird.

Dass die Zeit in Bonn manchmal stillzustehen scheint, hat schon Wolfgang Koeppen in seinem immer wieder lesenswerten Bonn-Roman »Das Treibhaus« anschaulich geschildert.