Mit mehr als 260 Aufnahmen und einer intensiven Karriere als Sänger, Dirigent, Wissenschaftler und Lehrer hat René Jacobs eine herausragende Stellung im Bereich der barocken und klassischen Vokalmusik erreicht. Seine frühe musikalische Ausbildung erhielt er als Chorknabe an der St.-Bavo-Kathedrale in seiner Geburtsstadt Gent. Während seines Studiums der Klassischen Philologie blieb er als Sänger aktiv. Seine Begegnungen mit Alfred Deller, Gustav Leonhardt und den Gebrüdern Kuijken sollten seine Ausrichtung auf die Barockmusik und seine Spezialisierung als Countertenor bestimmen, in der er sehr bald seinen Ruf als einer der bedeutendsten Sänger seiner Zeit begründete. 1977 gründete er das Ensemble Concerto Vocale, das sich mit der barocken Opern- und Vokalmusik auseinandersetzt und mit dem er eine Reihe bemerkenswerter, international preisgekrönter Uraufführungen aufnahm.
Sein Debüt als Operndirigent gab René Jacobs 1983 mit einer Inszenierung von Antonio Cestis »L'Orontea« bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik, deren künstlerischer Leiter er später von 1996 bis 2009 war.
Durch seine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Berliner Staatsoper Unter den Linden (seit 1992), dem Theater an der Wien (seit 2006), dem Théâtre Royal de la Monnaie (Brüssel), den Salzburger Festspielen, dem Festival von Aixen-Provence, der Pariser Oper und anderen führenden internationalen Bühnen in Europa, den USA und Asien dirigiert er vom Frühbarock bis hin zu Rossini die unbekanntesten und bekanntesten Opern. Seine Arbeit zeichnet sich durch seinen Pioniergeist und sein tiefgründiges Studium der historischen Quellen aus. Ein Beispiel dafür sind seine Aufnahmen von Mozart-Opern, die für ihre einzigartige Verbindung von Wissenschaft und musikalischem Instinkt bemerkenswert sind. Seine »Le Nozze di Figaro«-Einspielung wurde mit einem Grammy ausgezeichnet und die Zeitschrift Gramophone konstatierte: »René Jacobs' Mozart-Opernserie gehört zu den aufgenommenen Wundern unserer Zeit«.
Neben seiner umfangreichen Operntätigkeit war die Aufführung von geistlicher Musik und Oratorien schon immer ein wichtiger Teil von René Jacobs’ Karriere, und auch in diesem Bereich wurde er für seine kontinuierliche Erforschung unbekannter Werke wie »Maddelena ai piedi di Cristo« von Antonio Caldara (unter anderem) oder als innovativer Interpret des bekannten Repertoires von J. S. Bachs Passionen oder Mozarts Requiem gelobt.
Zunehmend erschließt René Jacobs auch das sinfonische Repertoire mit den Sinfonien Haydns und Mozarts (erschienen bei Harmonia Mundi) und in jüngster Zeit mit dem gesamten Zyklus der Schubert-Sinfonien, der bei Pentatone erschienen ist.
René Jacobs, der von den Universitäten Gent und Innsbruck zum Doktor honoris causa ernannt wurde, hat die bedeutendsten Preise der internationalen Kritik erhalten. Seine international gefeierte Einspielung von Beethovens »Leonore« (in der 1. Fassung von 1805) wurde von der britischen Zeitung »The Guardian« hochgelobt: »Das vielleicht bedeutendste Jubiläumsprojekt 2020 war René Jacobs’ Einspielung der Leonore in der Fassung von 1805.« Seine jüngste Einspielung von Beethovens »Missa solemnis«, die im Januar 2021 veröffentlicht wurde, wurde international ebenfalls als »Ereignis« mit höchsten Lobeshymnen bedacht.