»Für mich ist das Lied wie so eine Essenz in der Musik, weil das für mich so ein perfekter Zusammenschluss aus Lyrik und Musik ist. Das fing ja wirklich schon im Mittelalter mit Minnesängern an, die auf die Liebe gesungen haben. Und das zog sich durch und wird heute in jedem zweiten Popsong so gemacht.« – Anna-Lena Elbert
In der fünften und letzten Folge der Reihe »Tiny House Concert« empfangen Steven Walter und Coco Elane ein letztes Mal einen Star der internationalen Klassik-Szene im Tiny House: Diesmal die preisgekrönte Sopranistin Anna-Lena Elbert. Die Folge steht ganz im Zeichen des Lieds, einer Gattung die sich vom Mittelalter bis in die Gegenwart durch zieht. Anna-Lena Elbert singt Werke aus ganz verschiedenen Epochen. Dafür hat sie ihre eigene Begleiterin ins Tiny House mitgebracht: Mit der Gambistin Friederike Heumann singt sie mehrere Stücke von Robert Jones– »so viel Orchester hatten wir hier noch nie« scherzt Steven Walter.
Elbert spricht über ihre Gesangskarriere, die »Skills«, die man als Sänger:in neben dem Gesang braucht, ihre »innere Rampensau« und merkwürdige Rituale des Klassikbetriebs. Dazu kochen die drei mediterranes Ofengemüse.
»Was ich total mag an Neuer Musik ist, dass man auch zeitgenössische Texte hat.«
Vor ihrer Gesangskarriere wollte Anna-Lena Elbert Oboe studieren, obwohl sie mit dem Gesang aufgewachsen ist. Vielleicht gerade deshalb meint sie: Beide Eltern sind Sänger:innen und zunächst wehrte sie sich, ihre Fußstapfen zu treten. Hat nach dem Abitur aber die Erkenntnis: Das Singen ist für sie Herzenssache – mehr noch als das Instrument.
In die Rolle als Sopranistin musste sie sich jedoch erst hineinfühlen. »Das ist sehr exponiert« meint auch Steven Walter. Wichtig für den Alltag als Sängerin sei die Trennung zwischen Privatperson und Bühnenpersönlichkeit, auch aus Selbstschutz vor schwerwiegenden Texten oder traurigen Anlässen wie Beerdigungen. Auch körperlich verlangt der Sängerberuf Achtsamkeit: »Das wichtigste ist, dass ich diesen Job möglichst lange gesund machen möchte.«
Und wie gut sie diesen Job macht zeigt Elbert nicht nur mit Alter Musik, sondern auch mit Neuer: Dafür klappt sie ihren Laptop auf, um das zeitgenössische Werk »Die Dichterin spricht: Nachmittag im Park« von Johannes X. Schachtner (2017) zu interpretieren, das mit digitalen Einspielungen arbeitet. Die Komposition stellt eine eigentlich alltägliche Situation skurril da. »Das ist lustig, ist auch ein bisschen absurd« kommentiert Elbert, »Dada im Tiny House – ist doch super!« erwidert Walter.
»Natürlich höre ich auch Popmusik. Ich bin einfach ein Fan von Musik mit Text. Wenn das einfach von herzen kommt und schön gemacht ist, dann berührt mich das.«
Schlager hört sie privat hingegen eher nicht so – dafür singt sie zum Abschluss einen »Schlager aus der Renaissance«, wie Steven Walter das letzte Stück ankündigt: »Whither Runneth My Sweetheart« von Robert Jones, mit Friederike Heumann an der Gambe.
Die vollständige Folge ist hier in der ARD Mediathek abrufbar.
Beim Beethovenfest 2023 ist Anna-Lena Elbert am 17.9. um 11 Uhr in der Matinee: »Der Mensch als Tier« mit Amadeus Wiesensee am Klavier und Lesung von Birte Schrein zu hören. Eine musikalisch-literarische Programm, das über den Menschen und seinen Platz in der Natur nachdenkt – mit Liedern aus der Romantik und der Gegenwart und mit einer Lesung aus dem neuesten Buch von Philosoph Markus Gabriel.
Anna-Lena Elbert beim Beethovenfest 2023
, Universität Bonn, Hörsaal 1
Matinee: Der Mensch als Tier
Anna-Lena Elbert, Amadeus Wiesensee, Birte Schrein
Gourzi, Schumann, Messiaen
Tiny House Concert
Tiny House Concert ist eine Produktion von ARD Kultur, Deutsche Welle und Beethovenfest Bonn. Wir zeigen in unserem Magazin einen Zusammenschnitt. Alle Folgen in voller Länge gibt es in der ARD Mediathek.