2024 feiern wir 75 Jahre deutsches Grundgesetz. Zum Festivalabschluss laden wir am Tag der Deutschen Einheit zum Musikfest der Demokratie an ikonischen Orte der Bonner Republik ein. Beethovenfest-Geschäftsführer Michael Gassmann führt durch seine Heimat – das Bonner Regierungsviertel.
Was braucht es, damit Demokratie funktioniert? Jedenfalls keine Paläste. Eher schon ein Bundesbüdchen. Für einen wie mich, der in diesem bunt zusammengewürfelten Teil von Bonn aufgewachsen ist, der sich Regierungsviertel nannte, symbolisiert der Zeitungs- und Würstchen-Kiosk von 1957 all das, was den Bezirk der alten Bundeshauptstadt ausmachte: Nahbarkeit, Bodenständigkeit, eine Art von Familiarität, die der deutschen Demokratie ganz sicher gutgetan hat. Das abfällige ›die da oben‹ der Populisten funktionierte hier jedenfalls nicht so ganz; ich zumindest habe in diesem Viertel gelernt, dass Politik von Menschen wie Sie und ich gemacht wird, die Respekt verdienen.
Als es losging mit der zweiten Demokratie auf deutschem Boden, 1948/49, gab es hier fast nichts: Ein paar Villen vom Anfang des 20. Jahrhunderts, einen Sportplatz, Tulpenfelder und die 1933 eingeweihte Pädagogische Akademie, ein starkes, von den Nationalsozialisten gar nicht geliebtes Stück Bauhaus- Architektur. An diese Tradition konnten die Demokraten anknüpfen. Die Akademie wurde erweitert und umgebaut, deren Aula wurde zum Saal des Bundesrates, die Turnhalle zur Lobby des 1948/49 neu errichteten Plenarsaals des Bundestages. Gebaut wurde in der Folge nur, was nötig war: ein erstes Haus für Abgeordnetenbüros 1952, dann ein zweites (der Lange Eugen, heute UN-Campus) und schließlich ein drittes (der Schürmannbau, heute Deutsche Welle).
Außerdem einige Landesvertretungen, deren letzte die rheinland-pfälzische in der Heussallee von 1990 war. Den geringen Bedarf an Repräsentativität deckte man mit zwei Villen des 19. Jahrhunderts, dem Palais Schaumburg und der Villa Hammerschmidt. Die eine wurde als Bundeskanzleramt, die andere für den Bundespräsidenten hergerichtet.
Als still und beinahe gemütlich habe ich dieses Viertel in Erinnerung, mit Sportplätzen dort, wo jetzt die Deutsche Welle steht, mit kleinen Häusern und Gärten anstelle des World Conference Center, mit Äckern anstelle des Rheinauenparks.
Hauptstädtischer wurde es erst mit dem geplanten Umzug nach Berlin, in einer Mischung aus später Blüte und Aufbrüchen zu neuen Ufern: Der neue Plenarsaal, die Museumsmeile mit der Bundeskunsthalle (ein Erbe Helmut Kohls), der Post Tower, das World Conference Center, der Campus der Vereinten Nationen entstanden nach und nach. Heute ist es hier quirliger als zu Hauptstadtzeiten, aber familiär ist es geblieben, nicht zuletzt dank vieler Food Trucks – und einem wiedereröffneten Bundesbüdchen als Mittagspausen-Hotspot.
Musikfest der Demokratie im ehemaligen Regierungsviertel: Alle Veranstaltungen
, Villa Hammerschmidt
Maxine Troglauer & Teresa Raff
Maxine Troglauer, Teresa Raff
, Platz der Vereinten Nationen
Familienkonzerte: Bad Bugs
Theater Marabu
, Plenarsaal des Bundesrates
Streichquartett à la carte
Mandelring Quartett
, Villa Hammerschmidt
Maxine Troglauer & Teresa Raff
Maxine Troglauer, Teresa Raff
, Plenarsaal des Bundestages
75 Jahre Grundgesetz – in Wort und Klang
Prof. Dr. Norbert Lammert, Bundestagspräsident a. D., Prof. Dr. Navid Kermani, Eva Mattes
, Bundeskunsthalle, Forum
Schostakowitschs letzte Sinfonie
Sitkovetsky Trio, Vivi Vassileva, David Hödlmoser
Schostakowitsch
, Platz der Vereinten Nationen
Familienkonzert: Bad Bugs
Theater Marabu
, Plenarsaal des Bundesrates
Streichquartett à la carte
Mandelring Quartett
, UN/»Langer Eugen«
Musethica
Neuma Quartet, Nils Mönkemeyer, Avri Levitan
Montgomery, Beethoven, Schubert
, Post Tower
Musik im Skygarten
Simon Höfele, Kaan Bulak
, Flick Gocke Schaumburg, Atrium
Euroica
Ensemble Resonanz, Riccardo Minasi, Jasmin Tabatabai
Beethoven
, Plenarsaal des Bundestages
Live-Podcast: »Lage der Nation«
Ulf Buermeyer, Philip Banse