Matinee: Isata Kanneh-Mason

Aufgewachsen inmitten von Musik mit sechs jüngeren musizierenden Geschwistern, ist die 26-jährige britische Pianistin ihrer außergewöhnlichen Familie entwachsen: Isata Kanneh-Mason ist auf den Podien der Welt unterwegs und erhielt 2020 einen Opus Klassik als beste junge Künstlerin. Ihr Recital in der Oper Bonn hält Glanzstücke der Klavierliteratur bereit, die zwischen großer Virtuosität und einfacher Gesanglichkeit changieren. Eine Sonate von Joseph Haydn berührt sich in ihrer perlenden Brillianz mit der Klavierzauberkunst der Musik Frédéric Chopins. Und Robert Schumanns berühmte »Kinderszenen« enthalten eine nicht zu unterschätzende Komplexität unter ihrer kindgerechten Oberfläche.

Eine Rarität des Recitals ist die »Ostersonate« von Fanny Mendelssohn. An Ostern 1828 vollendete Fanny Mendelssohn die anspruchsvolle Sonate, die programmatisch auf die Passion Christi und konkret auf Johann Sebastian Bachs »Matthäuspassion« Bezug nimmt – ein Werk, das ihr Bruder Felix in dieser Zeit intensiv studierte, um es im folgenden Jahr erstmals nach Bachs Tod wieder aufzuführen. Fannys Sonate verschwand derweil in der Schublade: Wie die meisten ihrer Werke wurde sie nie veröffentlicht. Ihre Autorschaft konnte nach der detektivischen Jagd nach dem Manuskript erst im Jahr 2012 zugeordnet werden. Isata Kanneh-Mason ist die Präsentation des Œuvres von Komponistinnen ein besonderes Anliegen, wie ihr umjubeltes Debütalbum mit Musik von Clara Schumann im Jahr 2019 beweist.

Konzertmitschnitt durch den WDR