Beschreibung
»Sei ein Mensch« – an diesen Appell seines Vaters erinnerte der Journalist Marcel Reif in der diesjährigen Gedenkveranstaltung im Bundestag anlässlich der Befreiung von Auschwitz vor 79 Jahren. Unsere so betitelte Podiumsdiskussion knüpft an die Gesprächsreihe »A Mentsh is a Mentsh« an, die das Studio Bonn der Bundeskunsthalle in der ersten Jahreshälfte veranstaltet hat. Im Jiddischen versteht man unter »Mentsh« den »guten Menschen«, der respektvoll und zugewandt mit dem Anderen umgeht.
In dem knappen Jahr seit dem grauenhaften Terrorangriff der Hamas auf Israel haben wir in Deutschland einen deutlichen Anstieg antisemitischer Übergriffe und aufgeheizte Debatten und Zusammenstöße zwischen pro-palästinensischen Demonstrierenden und der Polizei an Universitäten und auf den Straßen erlebt, aber auch zahlreiche Demonstrationen von teils hunderttausenden Menschen gegen Antisemitismus und Rassismus. In unserem Land stehen sich diese Positionen vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Vergangenheit und der daraus erwachsenen Verpflichtung umso unversöhnlicher gegenüber und beeinflussen die Diskussion über unser staatliches Selbstverständnis und unsere Erinnerungskultur. Auch die Kultur bleibt davon nicht unbehelligt und muss sich zunehmend mit der Frage nach ihrer Verantwortung, aber auch nach der Freiheit der Kunst beschäftigen.
Im Gespräch mit unseren Gästen suchen wir nach den Möglichkeiten von Kultur, Kunst und vielleicht insbesondere der Musik, den durch Terror und Krieg im Nahen Osten noch verstärkten antisemitischen und rassistischen Ressentiments in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken. Wie schaffen wir es, uns und unseren jeweiligen Geschichten neu zuzuhören und uns als »gute Menschen« zu begegnen?