- Konzertdauer jeweils 1 Stunde (bis auf »75 Jahre Grundgesetz« 14–16 Uhr und »Musik im Skygarten« 17–19 Uhr)
- Jede Veranstaltung ist einzeln buchbar, Preis: Pay what you can (Mindestpreis: 5€)
- Abendkasse, Livemusik und Familienprogramm in der Zentrale des Musikfest im Bonner Universitätsforum
Digital programme booklet (in German)
Thu. 3.10.
11:00, Bonner Regierungsviertel
Democracy Music Festival
Alle Infos
zum Musikfest der Demokratie- So funktioniert es
- Die Musikfestzentrale im Bonner Universitätsforum
- Familienfest der Demokratie: Tages-Rahmenprogramm 11–18 Uhr
- Rahmenprogramm auf dem Platz der Vereinten Nationen
- Navigation im digitalen Programmheft
- Grußwort
Das Musikfest der Demokratie wird gefördert durch
Programm
Spielorte
Einleitung
Musik verbindet!
EinleitungDemokratie ist keine Selbstverständlichkeit – 75 Jahre Grundgesetz, das gilt es zu würdigen. Am 3. Oktober 2024 gehen wir zurück an den Ort, wo alles begann: das ehemalige Bonner Regierungsviertel, wo am 23. Mai 1949 das Grundgesetz unterzeichnet wurde. Hier bespielen Künstler:innen von Weltrang verschiedene Orte von geschichtsträchtiger Bedeutung. Einige der Bauten stellen den Versuch dar, auch Demokratie und Architektur zu verbinden. Wie so etwas gelingt, das finden Sie in diesem digitalen Programmheft heraus! Wir wollen außerdem einen Blick auf einige Grundrechte werfen, die in den ersten Artikeln des Grundgesetzes festgehalten sind. Jede Veranstaltung an diesem Tag steht nämlich mit einem solchen Artikel in Verbindung.
Erst seit etwa 35 Jahren gilt das Grundgesetz auch für die Gebiete der ehemaligen DDR. Insbesondere der 3. Oktober, der Tag der deutschen Einheit, ruft ins Gedächtnis, dass für ein konstruktives Miteinander die Möglichkeit zivilgesellschaftlicher Teilhabe grundlegend ist. Beim Musikfest der Demokratie wollen wir also nicht auf eine kritische Perspektive verzichten, die sowohl in diskursiven als auch in musikalischen Veranstaltungen zu finden sein wird und zum Denken anregt.
Im Rahmen des Beethovenfests Bonn 2024 haben wir den letzten Monat bereits mit zahlreichen kulturellen Veranstaltungen und vor allem tollen Konzerten an diversen Orten in Bonn verbracht – immer wieder konnten wir dabei Vielfalt und Einzigartigkeit zugleich erleben. Und nicht nur einmal zeigte sich: Musik verbindet!
11 Uhr | Fazıl Say
Fazıl Say
BundekunsthalleFazıl Say Klavier
Programm
Joseph Haydn (1732–1809)
Klaviersonate Nr. 35 C-Dur Hob. XVI:35
I. Allegro con brio
II. Adagio
III. Finale. Allegro
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57 »Sonata appassionata«
I. Allegro assai
II. Andante con brio
III. Allegro ma non troppo – Presto
Fazıl Say (*1970)
Klaviersonate »Gezi Park 2« op. 52
I. İstanbul Sokaklarında Direniş Geceleri
Von den Nächten des Widerstands in den Straßen von Istanbul
II. Gaz Bulutunun Sessizliği
Von der Stille der Gaswolke
III. Berkin Elvan (Suçsuz Çocuk Berkin Elvan’in Öldürülmesi Üzerine)
Von der Ermordung des unschuldigen Kindes Berkin Elvan
IV. Umut Hep Yüreğimizdedir
Die Hoffnung bleibt immer in unseren Herzen
Für Fazıl Say zeugt die Musik von Haydn und Beethoven unter anderem von ihrem Mut zu unabhängigem Künstlertum. Sich künstlerisch frei zu entfalten, fällt in Deutschland übrigens unter die Meinungsfreiheit, den fünften Artikel des Grundgesetzes.
Joseph Haydn
Klaviersonate Nr. 48 C-Dur Hob. XVI:35Joseph Haydn komponierte zahlreiche Sonaten für Klavier und gilt damit neben Wolfgang Amadeus Mozart als einer ihrer frühen Hauptvertreter. Die Form der Klaviersonate gibt es schon beinahe so lange wie das Instrument selbst, denn schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts entwarf Bartolomeo Cristofori das erste Modell, das er frei übersetzt »Cembalo, das leise und laute Töne spielen kann« nannte. Die weiterentwickelten Klaviere, auf denen dann auch Ludwig van Beethoven spielte, ermöglichten ein viel weiteres Spektrum an Dynamik und Klangfarben als es noch auf dem Cembalo, zum Beispiel für Johann Sebastian Bach, möglich war. In der »Appassionata« macht Beethoven davon unüberhörbar und in ebenso virtuoser wie leidenschaftlicher Manier Gebrauch.
Ludwig van Beethoven
Klaviersonate Nr. 23 »Sonata appassionata«Ludwig van Beethoven komponierte über 30 Sonaten für Klavier, Joseph Haydn sogar über 50!
Fazıl Say
Klaviersonate »Gezi Park 2« op. 52Fazıl Says Klaviersonate »Gezi Park 2« ist Teil eines Zyklus aus drei Stücken und folgt hierin auf ein Konzert für zwei Klaviere und Orchester, das den überraschenden Angriff der Polizei auf eine Gruppe Menschen 2013 im Gezi-Park in Istanbul behandelt. Auch mit dem zweiten Stück verarbeitet Say die sogenannten Gezi-Proteste. Hier demonstrierten Bürger:innen Istanbuls über mehrere Wochen – tausende Menschen wurden verletzt, acht verloren ihr Leben. Was in Istanbul begann, beschäftigte die Menschen weltweit. Bis heute ist ihr Miteinander ein Symbol zivilgesellschaftlichen Widerstands. Mit der Hoffnung auf bessere Zeiten schließt der letzte Satz von Says Sonate: »Umut Hep Yüreğimizdedir«, die Hoffnung bleibt immer in unseren Herzen, heißt es dort.
»[Die Klaviersonate] geht näher auf die Tage vom 31. Mai und den 1. und 2. Juni ein, als die vielen Konflikte und harter Widerstand den Eindruck eines Bürgerkriegs erweckten. Im Gezi-Park und auf dem Taksim Platz befanden sich Millionen von Menschen, als zwischen der unter dem Befehl von Ministerpräsident Erdogan stehenden Polizei und den Menschen die Gewalt eskalierte. Die durch die Luft hallenden Parolen und der Geist jener Tage werden in ›Gezi Park 2‹ kompositorisch reflektiert.«
– Fazıl Say
Biografie
11 & 13 Uhr | Troglauer & Raff
Maxine Troglauer & Teresa Raff
Villa HammerschmidtMaxine Troglauer Posaune
Teresa Raff Harfe
Programm
Hildegard von Bingen (1098–1179)
»Variationen über Sicut Malum«, arr. von Troglauer/Raff
Ethel Smyth (1858–1944)
»March of the Women«, arr. von Troglauer/Raff
Paul Hindemith (1895–1963)
Sonate für Harfe, 1. Satz
Hanns Eisler (1889–1962)
»Die Pappel am Karlsplatz«, Text: Bertolt Brecht
Kate Moore (*1979)
»We Must Not Stop Here«
Thelonious Monk (1917–1982)
»Round Midnight«, arr. von Mike Lewis, Troglauer/Raff
Florence Price (1878–1953)
»Adoration« für Orgel, arr. von Elaine Fine, Troglauer/Raff
Traditional
»We Shall Overcome«, arr. von Troglauer/Raff
Heute ist durch den zweiten Artikel des Grundgesetzes klar: Jede:r hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner oder ihrer Persönlichkeit. Zum Musikfest der Demokratie erzählen Maxine Troglauer (Bassposaune) und Teresa Raff (Harfe) mithilfe ihrer Instrumente Geschichten von Musik und Freiheit. Sie präsentieren Kompositionen und Arrangements von Hildegard von Bingen bis hin zur Neuen Musik Kate Moores. Sie alle waren auf unterschiedliche Weisen mit den Grenzen ihrer Freiheit in der Gesellschaft und auf der Welt konfrontiert.
Ethel Smyth wuchs in einer viktorianischen Familie des 19. Jahrhunderts auf und musste sich nicht nur um die Anerkennung als Komponistin immer wieder bemühen. Erst erkämpfte sie sich die Möglichkeit eines Musikstudiums in Leipzig, dann trat sie für die Rechte und Freiheit aller Frauen ein. Die afroamerikanische Komponistin Florence Price war der Segregation in Arkansas ausgesetzt und wurde am New England Conservatory of Music in Boston nur aufgenommen, weil sie sich als Mexianerin ausgab. Auch Nonkonformist Thelonious Monk, dessen Motto »Jazz is freedom« lautete, war der rassistischen Politik ausgesetzt.
Paul Hindemith war mit den ideologischen Feindseligkeiten der Nationalsozialisten konfrontiert und emigrierte 1938 in die Schweiz, zwei Jahre später in die USA. Auch Hanns Eisler musste vor dem nationalsozialistischen Regime fliehen. Nach seiner Rückkehr komponiert er die »Nationalhymne der DDR« – auf seine österreichische Staatsbürgerschaft verzichtete er aber bis Lebensende nicht.
Die Komponistin Kate Moore thematisiert in »We Must Not Stop Here« schließlich den Weg zur Freiheit. Hierfür adaptierte sie Textauszüge von Walt Whitmans »Song of the Open Road«.
However sweet these laid-up stores, however convenient this dwelling we cannot remain here,
However shelter’d this port and however calm these waters we must not anchor here,
However welcome the hospitality that surrounds us we are permitted to receive it but a little while.
(aus »Song of the Open Road« von Walt Whitman)
Über die Grenzen des Gewohnten hinweg entfaltet die besondere Besetzung dieses Abends ihren Charakter an einem ebenso besonderen Ort. Die Villa Hammerschmidt gilt als Symbol der jungen Demokratie der Bundesrepublik, denn seit 1950 befindet sich hier der Amtssitz des Bundespräsidenten. Noch heute dient das geschichtsträchtige Haus als sein Zweitsitz.
Vokal-/Begleittexte
Biografien
11 & 15 Uhr | Bad Bugs
Familienkonzert: Bad Bugs
Platz der Vereinten NationenTheater Marabu
Silas Eifler Performance/Musik & Komposition
Tobias Gubesch Performance/Musik, Komposition & Sounddesign
Julia Hoffstaedter Performance/Musik
Joshua Koch Performance/Musik & Lichttechnik
Alina Loewenich Performance/Musik & Komposition
Regina Rösing Ausstattung
Leonhard Spies Performance/Musik & Komposition
Tina Jücker Performance/Musik & Künstlerische Leitung/Regie
Claus Overkamp Performance/Musik & Künstlerische Leitung/Regie
Programm
»Bad Bugs«
Musikalisch-theatrale Intervention zur Artenvielfalt für alle ab sechs Jahren
Musikalisch-theatrale Intervention zur Artenvielfalt
für alle ab sechs JahrenFür unsere Zukunft ist der Nachwuchs von existenzieller Bedeutung. Die Tatsache, dass der Schutz der Familie und das Wohl des Kindes so weit vorne im Grundgesetzt verankert sind, trägt dem Rechnung. Doch was im Recht festgehalten wird, muss erst einmal auf die Musik übertragen werden.
Wichtig ist dabei eine gerechte und verständliche Kommunikation, die das junge Publikum auf Augenhöhe erreicht und sein Interesse weckt. Theater Marabu verbindet das mit einem zweiten Aspekt: der Sensibilisierung für die Bedrohung der Artenvielfalt.
Gemeinsam mit dem Beethovenfest Bonn und dem Theater Bonn hat die Bonner Kindertheatertruppe das partizipative Stück »Bad Bugs« entwickelt. Die Performer:innen übersetzen Naturgeräusche mithilfe musikalischer Instrumente in Klänge – das Hörerlebnis ähnelt einer Klanginstallation. Neben den E-Gitarren und elektronischen Klängen auf der Freiluftbühne steuert auch das Publikum Klänge zum Stück bei, das sich – auch im Hinblick auf den Ort des Konzerts – mit dem Zusammenspiel von Natur und Beton auseinandersetzt.
Nach monatelanger Entwicklung und Probenarbeit wurde das Musiktheaterstück im Rahmen des Beethovenfests an der Festivalzentrale auf dem Vorplatz der Bonner Kreuzkirche uraufgeführt und ist heute im Musikfest der Demokratie erneut zu sehen. Das Leibniz Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels der Universität Bonn stellte neben seiner Expertise auch sein Insekten-Soundarchiv zur Verfügung. In der Spielzeit 2024/25 geht »Bad Bugs« in Bonn und Umgebung auf Tour und wird an Schulen und auf öffentlichen Plätzen performt.
Die Vereinten Nationen
in BonnEtwa 1.000 Mitarbeitende der Vereinten Nationen sind in der ehemaligen Hauptstadt angesiedelt. Auch nach dem Umzug des Bundestages und vieler Ministerien nach Berlin blieb Bonn dabei bis heute der mit Abstand größte Standort der UN in Deutschland. Ein großer Teil der hier Beschäftigten ist dabei Teil des Sekretariats des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, das im Volksmund als UN-Klimasekretariat bekannt ist.
Die Wahl des Konzertorts setzt »Bad Bugs« also bewusst in den Kontext der komplexen Folgen des Klimawandels und der gesellschaftlichen Relevanz von Bemühungen, faire Lösungen zu finden. Statt mit dem Finger zu zeigen, wird hier die Hand ausgestreckt und zu einer gemeinsamen Erarbeitung einer vielschichtigen Thematik eingeladen.
Biografien
- Silas Eifler, Performance/Musik & Komposition
- Tobias Gubesch, Performance/Musik & Komposition
- Julia Hoffstaedter, Performance/Musik
- Joshua Koch, Performance/Musik & Lichttechnik
- Alina Loewenich, Performance/Musik & Komposition
- Regina Rösing, Ausstattung
- Leonhard Spies, Performance/Musik & Komposition
- Tina Jücker, Performance/Musik & Künstlerische Leitung/Regie
- Claus Overkamp, Performance/Musik & Künstlerische Leitung/Regie
A co-production with
In Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels
Theater Marabu wird für dieses Projekt gefördert durch den Fonds Darstellende Künste
13 & 17 Uhr | À la carte
Streichquartett à la carte
Plenarsaal des BundesratesMandelring Quartett
Sebastian Schmidt Violine
Nanette Schmidt Violine
Andreas Willwohl Viola
Bernhard Schmidt Violoncello
Programm
Die Auswahl der Stücke erfolgt im Konzertsaal direkt durch das Publikum
Erstes Werk
Joseph Haydn
Streichquartett g-Moll op. 74/3 Hob. III:74 »Reiterquartett«
Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett d-Moll KV 421
Fanny Hensel
Streichquartett Es-Dur
Felix Mendelssohn Bartholdy
Streichquartett D-Dur op. 44/1
György Ligeti
Streichquartett Nr. 1 »Métamorphoses nocturnes«
Zweites Werk
Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett C-Dur KV 465 »Dissonanzenquartett«
Ludwig van Beethoven
Streichquartett C-Dur op. 59/3 »Razumowsky«
Johannes Brahms
Streichquartett a-Moll op. 51/2
Antonín Dvořák
Streichquartett F-Dur op. 96 »Amerikanisches«
Maurice Ravel
Streichquartett F-Dur
Alle Details zu den Werken finden Sie im nachfolgenden Programmhefttext.
12.15 & 16.15 Uhr: Führung durch die Ausstellung im ehem. Bundesrat (für Konzertbesucher:innen)
Der Artikel 20 des Grundgesetzes ist sozusagen die »Verfassung in Kurzform«, denn darin werden die wichtigsten Prinzipien der Bundesrepublik Deutschland festgehalten. Hier wird das System der Demokratie, des Bundes-, Rechts- und Sozialstaats erst als solches definiert. Das Demokratieprinzip legt dabei fest, dass alle Gewalt vom Volke ausgehen soll. Das Mittel: die Wahl.
In diesem Sinne: Es folgt ein demokratisches Konzert! Zu wählen ist aus den folgenden Streichquartetten eine erste und eine zweite Konzertdarbietung: ob ein klassisch pointiertes Streichquartett aus der Ära Joseph Haydns und Wolfgang Amadeus Mozarts oder beinahe Sinfonisches bei Ludwig van Beethoven, ob romantisches Schwelgen bei virtuoser Eleganz von Fanny Hensel oder Felix Mendelssohn Bartholdy. Vielleicht doch hinreißen lassen von den großen Klangwelten eines Johannes Brahms oder Antonín Dvořáks? Wie wäre es mit vollen Klangfarben, wie sie nur ein Impressionist wie Maurice Ravel hervorrufen kann? Oder gar ein frühes Werk eines der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts: György Ligeti, hier der musikalischen Klangsprache Béla Bartóks noch ganz verbunden. Heute entscheidet das Publikum.
Erstes Werk
Joseph Haydn
Streichquartett g-Moll »Reiterquartett«Ein beinahe sinfonisches Streichquartett voller musikalischer Pointen. Hier trifft Tiefgründigkeit auf Humor.
Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett d-Moll KV 421Mozarts einziges Streichquartett in Moll: dunkle Klangfarben und bewegende Innerlichkeit.
Fanny Hensel
Streichquartett Es-DurMelancholische Fantasien, lyrische Dramatik und pure Romantik.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Streichquartett D-Dur op. 44/1Elegante Virtuosität und lebendig-hinreißende Spannungen.
György Ligeti
Streichquartett Nr. 1 »Métamorphoses nocturnes«Der frühe Ligeti: modern, die Tradition aber noch im Sinne. In nächtlichen Melodien verschmelzen Harmonie und Rhythmus zu neuen Klängen.
»Métamorphoses nocturnes, mein erstes Streichquartett, komponierte ich […] für die Schublade, denn an eine Aufführung war nicht zu denken. Das Leben in Ungarn stand damals unter totaler Kontrolle der kommunistischen Diktatur, das Land war völlig abgeschnitten von jeglicher Information aus dem Ausland: Weder Kontakte noch Reisen waren möglich, der westliche Rundfunk wurde von Störsendern unterdrückt, Noten oder Bücher konnte man weder schicken noch erhalten. Die totale Isolierung galt nicht nur in Richtung Westen, auch die Ostblockländer waren voneinander abgeriegelt. So entstand in Budapest eine Kultur des ›geschlossenen Zimmers‹, in der sich die Mehrheit der Künstler für die ›innere Emigration‹ entschied.«
– Györgi Ligeti
Zweites Werk
Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquartett C-Dur KV 465 »Dissonanzenquartett«Vermeintlich harmonische Regelverstöße zu Beginn, eigentlich aber facettenreiche Klänge: kühn, elegant, melancholisch.
Ludwig van Beethoven
Streichquartett C-Dur op. 59/3 »Razumowsky«Eine fast balladenartige Klangentfaltung. Sinfonisch, kaum mehr Kammermusik in der Form.
Johannes Brahms
Streichquartett a-Moll op. 51/2»[Die Quartette op. 51] enthalten sehr viel schönes in knapper Form; doch sind sie nicht nur technisch enorm schwer, sondern auch sonst nicht leichten Gehaltes«
– Widmungsträger Theodor Billroth
Antonín Dvořák
Streichquartett F-Dur op. 96 »Amerikanisches«Vielleicht sein originellstes Werk. Mit allen Mitteln aus Harmonie und Rhythmus: Musik, die Bilder amerikanischer Landschaftsidylle hervorruft.
»Die Amerikaner erwarten große Dinge von mir und als Hauptsache, dass ich ihnen den Weg in das gelobte Land einer neuen eigenständigen Kunst weise, kurz, ihnen helfe, eine Nationalmusik zu schaffen! Wenn das angeblich kleine tschechische Volk solche Musik habe, warum sollten sie es nicht haben, wo doch Land und Volk so riesig sind!« – Antonín Dvořák
Maurice Ravel
Streichquartett F-DurVon sinnlichem Schwelgen zu fesselnder Unruhe:
malerische Klangfarben und Rhythmen, die wirklich fühlbar sind.
Biografie
14 Uhr | 75 Jahre Grundgesetz
75 Jahre Grundgesetz – in Wort und Klang
Plenarsaal des BundestagesProf. Dr. Norbert Lammert Begrüßung
Prof. Dr. Navid Kermani Schriftsteller
Eva Mattes Schauspielerin
Pi-hsien Chen Klavier
Manos Tsangaris Schlagwerk & Komposition
Dr. Melanie Piepenschneider Schlusswort
Bonner Forum zur Einheit. Deutschland und Europa 2024
Feierstunde zum Tag der Deutschen EinheitJedes Jahr lädt die Konrad-Adenauer-Stiftung am Tag der Deutschen Einheit zu einer Feierstunde im Plenarsaal des Bundestags ein. Anlässlich des Jubiläums von 75 Jahren Grundgesetz würdigen der Schriftsteller Navid Kermani, der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert und die Schauspielerin Eva Mattes die deutsche Demokratie. Der Perkussionist und Komponist Manos Tsangaris und die taiwanisch-deutsche Pianistin Pi-hsien Chen weben gemeinsam Musik zwischen die Wortbeiträge. Melanie Piepenschneider, Leiterin Politische Bildung der Konrad-Adenauer-Stiftung, hat das Schlusswort.
Die Kartenreservierung erfolgt über das Anmeldesystem der Konrad-Adenauer-Stiftung. Bitte beachten Sie, dass damit keine feste Platzzuweisung verbunden ist.
In Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung
15 Uhr | Schostakowitsch
Schostakowitschs letzte Sinfonie
Bundeskunsthalle ForumSitkovetsky Trio
Alexander Sitkovetsky Violine
Isang Enders Violoncello
Qian Wu Klavier
Vivi Vassileva Schlagwerk
David Hödlmoser Schlagwerk
Maxime Pidoux Schlagwerk
Programm
Dmitri Schostakowitsch (1906–1975)
Sinfonie Nr. 15 A-Dur op. 141, arr. für Klaviertrio und Schlagwerk von Viktor Derevianko
I. Allegretto
II. Adagio – Largo (attacca)
III. Allegretto
IV. Adagio – Allegretto
Dmitri Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 15 A-Dur op. 141»Ich möchte eine fröhliche Sinfonie schreiben«, sagte Dmitri Schostakowitsch.
Zwar beginnt die Sinfonie mit humorvollen Klängen im ersten Satz, schnell wendet sie sich aber: Der Ton wirkt verzweifelt, traurig, mindestens sarkastisch. Wer sie schon einmal gehört hat, erkennt in Schostakowitschs letzter Sinfonie vielleicht entfernte Zitate aus Gioachino Rossinis Ouvertüre zu »Wilhelm Tell«, eine Trompetenfanfare aus Gustav Mahlers fünfter Sinfonie oder aber ein Motiv aus Nikolaj Rimski-Korsakows zweiter Sinfonie »Antar«. Auch Ludwig van Beethoven und Richard Wagner werden vom russischen Komponisten zitiert. Die letzte Sinfonie Schostakowitschs gilt als eine, in der er sein Leben Revue passieren lässt – ein Leben, das zu einem Großteil in der bis 1953 von Josef Stalin regierten Sowjetunion stattfand. Als »Ingenieure der Seele« sollten Künstler:innen hier nie über den Rahmen des ideologisch Vorgegebenen hinaus kreativ sein. Die Kunstfreiheit ist heute als Teil der Meinungsfreiheit grundlegender Baustein einer jeden Demokratie. In Deutschland ist sie durch Absatz drei des fünften Artikels im Grundgesetz formell festgehalten.
In Bonn erklingt die fünfzehnte Sinfonie nicht mit Orchester, sondern in einem auf Klaviertrio und Schlagwerk reduzierten Arrangement von Viktor Derevianko. Präsentiert durch das preisgekrönte Sitkovetsky Trio sowie Vivi Vassileva, David Hödlmoser und Maxime Pidoux am Schlagwerk verliert die Sinfonie auch in kleiner Besetzung nichts von ihrer gewaltigen Wirkung.
Dmitri Schostakowitschs Musik wurde trotz großer Erfolge zu seinen Lebzeiten wechselhaft beurteilt: mal als sozialistisch, repräsentativ, regimetreu; mal titelten parteinahe Zeitungen nach seinen Konzerten »Chaos statt Musik«, bewerteten seinen Stil als »dekadent« oder als eine »disharmonische, chaotische Flut von Tönen«. Schostakowitsch selbst war ein verschlossener Mensch, der sich nie direkt antisowjetisch äußerte – nur in seinen Memoiren, deren Echtheit jedoch seit Jahrzehnten diskutiert wird. Sicher ist, dass er unter den Bedingungen des repressiven und ideologisch geprägten Kulturbetriebs sehr litt.
Biografien
15 & 17 Uhr | Musethica
Musethica
»Langer Eugen«Neuma Quartet
Sławomira Wilga Violine
Michał Nowak Violine
Nela Zaforemska Viola
Agata Nowak Violoncello
Nils Mönkemeyer Viola (Tutor)
Constant Clermont Violine
Joonas Pekonen Violine
Avri Levitan Viola (Tutor)
Dorottya Stnadi Violoncello
Clara Lindenbaum Violoncello
Programm 15 Uhr
Grażyna Bacewicz (1909–1969)
Streichquartett Nr. 4
I. Andante. Allegro molto
II. Andante
III. Allegro giocoso
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Streichquintett a-Moll, anonyme Bearbeitung nach der »Kreutzersonate« op. 47
I. Adagio sostenuto – Presto
II. Andante con Variazioni
III. Finale. Presto
Programm 17 Uhr
Jessie Montgomery (*1981)
»Strum« für Streichquartett
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Streichquintett c-Moll op. 104, arr. nach seinem Klaviertrio c-Moll op. 1/3
I. Allegro con brio
II. Andante cantabile con variazioni
III. Minuet. Quasi allegro
IV. Finale. Prestissimo
Franz Schubert (1797–1828)
Auszüge aus dem Streichquintett C-Dur D 956
I. Allegro ma non troppo
III. Scherzo. Presto – Andante sostenuto
Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich. Alle haben die gleichen Spielregeln, an die sie sich halten müssen. Schon vor Jahrhunderten kamen die Ideale einer gleichberechtigten Gesellschaft auf, die in vielen Verfassungen auf der ganzen Welt verankert sind. Vor 75 Jahren sollte durch die Unterzeichnung des Grundgesetzes sichergestellt werden, dass jede:r in einer sich stetig verändernden Welt eine möglichst große Chancengleichheit genießt.
Beethoven stand unter dem Einfluss der Ideen einer egalitären Gesellschaft, die sich im ausgehenden 18. Jahrhundert gebildet haben. Auch in der Natur eines kleineren Ensembles spiegelt sich dieser Gedanke wider. Während im Orchester eine gewisse Hierarchie, also zum Beispiel die zwischen Musizierenden und Dirigent:in, unumgänglich ist, so steckt in der Kammermusik quasi eine gelebte Basisdemokratie. Besonders im Quartett oder Quintett ist die Kommunikation auf Augenhöhe unverzichtbar.
Bei Jessie Montgomerys »Strum« ist das gemeinschaftliche Musizieren unabdingbar. Die US-amerikanische Komponistin schrieb das dichte und facettenreiche Werk 2006. Die abwechslungsreichen Abschnitte, die in einer an Hektik grenzenden Kurzweiligkeit aufeinander folgen, münden in einem Finale, das die zuweilen übertriebene Positivität und den Enthusiasmus der amerikanischen Kultur zum Ausdruck bringt.
Gemeinsam mit Grażyna Bacewiczs Streichquartett verwirklicht das Programm eine Parität zwischen Komponistinnen und Komponisten. Das 1951 entstandene Werk gewann seinerzeit einen Kompositionswettbewerb und ist bis heute eines der bekanntesten Stücke Bacewiczs. Ihr Œuvre umfasst neben Kammermusik unzählige große sinfonische Werke, darunter vier Sinfonien und sieben Violinkonzerte.
Den beiden Komponistinnen treten Quintett-Klassiker von Schubert und Beethoven gegenüber – bei letzterem interessanterweise zwei Bearbeitungen für Streichquintett aus anderen kammermusikalischen Besetzungen. Schuberts Streichquintett in C-Dur dagegen ist wohl das prototypische Streichquintett schlechthin.
Musethica
Musethica ist eine international agierende Musikorganisation. Sie verbindet den Wunsch von Nachwuchsmusiker:innen nach Konzerterfahrung mit dem Engagement, Menschen in sozialen Einrichtungen Musikerlebnisse zu ermöglichen. Musethica möchte Ungleichheiten im Zugang zu klassischer Musik entgegenwirken. Gleichzeitig stehen die Projekte auch im Zeichen von Augenhöhe zwischen studierenden Musiker:innen und erfahrenen Professor:innen, die als Tutor:innen nicht nur Kammermusikunterricht geben, sondern selbst mitspielen.
Für das Projekt im Rahmen des Beethovenfests proben und konzertieren acht Studierende zusammen mit den drei Tutoren Johannes Meissl (Violine), Avri Levitan (Viola, Gründer von Musethica) und Nils Mönkemeyer (Viola) eine Woche lang in verschiedenen Einrichtungen des Caritasverbands für die Stadt Bonn e.V. sowie anderen sozialen Einrichtungen. Das erarbeitete Repertoire präsentieren sie in den öffentlichen Abschlusskonzerten beim Musikfest der Demokratie am 3. Oktober.
Biografien
- Neuma Quartet
- Nils Mönkemeyer, Viola (Tutor)
- Constant Clermont, Violine
- Joonas Pekonen, Violine
- Avri Levitan, Viola (Tutor)
- Dorottya Stnadi, Violoncello
- Clara Lindenbaum, Violoncello
Musethica, eine von Avri Levitan 2012 in Saragossa, Spanien, gegründete Organisation, strebt an, mehr Konzertpraxis in die Musikausbildung zu integrieren. Junge Musiker:innen arbeiten mit Tutor:innen zusammen, um eine Vielzahl von Konzerten zu spielen, wobei bemerkenswerte 85% dieser Aufführungen in sozialen Einrichtungen stattfinden. Das übergeordnete Ziel von Musethica ist es, dieses Modell in Masterstudiengänge an Musikhochschulen zu integrieren. Musethica arbeitet international mit renommierten Institutionen zusammen.
Musethica wird gefördert durch
17 Uhr | Skygarten
Musik im Skygarten
Post TowerSimon Höfele Trompete
Kaan Bulak Klavier & Elektronik
Programm
17–19 Uhr
Musik aus dem Album »No Clouds in Haraz«
Kommen Sie flexibel zwischen 17 und 19 Uhr und verweilen Sie, solange Sie wollen!
Musik aus dem Album »No Clouds in Haraz«
Offenes WandelkonzertPräzise und messerscharf sticht die Trompete aus den atmosphärischen Klängen der Elektronik hervor. Teilweise wirken die rhythmischen Klänge des Klaviers minutenlang als Schlagzeug-Ersatz, dann setzt doch noch eine verfremdete Drum Machine ein. Hier kann man hören, wie die Grenze zwischen Konsonanz und Dissonanz sich zunehmend auflöst. Diese Musik ist wie ein eisgekühlter Drink an einem heißen Sommerabend, der einem die Sinne vernebelt. Sie scheint verrucht und gefährlich und lädt trotzdem zum Weiterhören ein.
Das Jabal Haraz, das dem Album als Namensgeber dient, ist eine über 3.000 Meter hohe Bergregion in Jemen. Das UNESCO-Weltnaturerbe umfasst auch den höchsten Berg der arabischen Halbinsel. Benannt ist das Album aber nicht nur nach dieser Region, sondern vor allem nach dem Kaffee, der hier angebaut wird und den die beiden Musiker während der Aufnahmesessions zum Album genossen haben. Tatsächlich ist die »Coffea Arabica«-Bohne im Jemen heimisch und wird dort schon seit dem 15. Jahrhundert kultiviert. Vielleicht liegt hier auch der Ursprung des Kaffeetrinkens überhaupt! Die Bezeichnung »Mokka« geht auf die namensgebende jemenitische Stadt am Roten Meer zurück, deren Hafen bis in das frühe 20. Jahrhundert als wichtigster Umschlagspunkt für den Kaffee-Export des Landes galt.
Vielleicht kann man in »No Clouds in Haraz« die abgelegenen Bergregionen am Zipfel Vorderasiens oder den Hafen von Mokka erkennen. Unmissverständlich herauszuhören ist der Klang der Großstadt. Kaan Bulak wuchs in der größten Stadt Europas auf, die ihrerseits am anderen Ende des arabischen Subkontinents liegt: Istanbul. Neben dem Genuss von Kaffee und dem Leben am Puls der Metropole lernte er hier jedoch vor allem das Klavierspielen. Er unterläuft in seinem Schaffen die Grenzen von klassischer, populärer, akustischer und elektronischer Musik und lässt auch kulturelle und ästhetische Einordnungen außen vor. Neben zahlreichen Auszeichnungen und Engagements auf den Bühnen der Welt gründete er das audiovisuelle Kunstlabel Feral Note.
Sein ›partner in crime‹ Simon Höfele könnte vermutlich ebenfalls stundenlang über die Geschichte des Kaffees philosophieren und über seine Eindrücke von den großen Konzerthäusern berichten. Zusammengefunden haben sich die beiden sowohl beim Espresso als auch bei einer Jam-Session. Höfeles Trompete war bereits auf vielen Einspielungen klassischer Werke zu hören, doch hat er als Interpret auch wichtige Impulse für zeitgenössische Trompetenkompositionen gegeben.
Die Musik der beiden repräsentiert neben den ausufernden geografischen Exkursionen aber vor allem eines: die einzigartigen elektronischen Klänge Berlins – das Album wurde im Feral Note-Studio aufgenommen und produziert. Bei so viel Spielraum für Assoziationen sind die Zuhörer:innen eingeladen, den Blick von Klavier und Trompete durch die modernistische Architektur des Post Towers hinaus über die Stadt Bonn und in die grünen Wälder des Siebengebirges schweifen zu lassen und sich einen eigenen Eindruck der Sounds zu machen.
Biografien
Dieses Konzert wird gefördert durch
19 Uhr | Euroica
Euroica
Flick Gocke Schaumburg, AtriumEnsemble Resonanz
Riccardo Minasi Dirigent
Jasmin Tabatabai Sprecherin
Clemens K. Thomas Idee und Konzept
Programm
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Sinfonia eroica«
»21 Tage auf See – An Europas Grenzen«
Ein Text von Clemens K. Thomas & Jochen Voit, nach Tatsachenberichten von der Sea-Watch 3
I. Allegro con brio
II. Marcia funebre. Adagio assai
III. Scherzo. Allegro vivace – Trio
IV. Finale. Allegro molto
Ludwig van Beethovens dritte Sinfonie mit dem Beinamen »Eroica« gilt, trotz ausradierter Widmung, als Huldigungswerk für Napoleon Bonaparte. Das Verhältnis des Komponisten zum französischen Feldherrn und Politiker war jedoch ambivalent: Beethoven verehrte die humanistischen Werte der Französischen Revolution und verachtete die aristokratische Tyrannei – dementsprechend enttäuscht war er im Moment der kaiserlichen Krönung Napoleons.
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«Gleich zu Beginn des ersten Satzes der dritten Sinfonie werden die Zuhörer:innen in das gewaltige Werk gesogen, das seinerzeit gewohnte Konzertdimensionen sprengte: häufige Tonartwechsel und hämmernder Rhythmus, neue Themen an unerwarteten Stellen und Harmonien, die sich eigentlich erst Jahre später etablieren sollten. Der zweite Satz ist ein kontrastreicher Trauermarsch, unterbrochen von hoffnungsvollen Passagen, der dritte ein beschwingtes Scherzo. Im Finale kehrt dann mit der Variation zweier Themen der heroische Charakter zurück. In einer aus dem wilden Ritt herausgehobenen Passage gegen Ende überrascht eine ruhige Melodie der Oboe, die zur Menschlichkeit aufzurufen scheint – von manchen als Stimme Beethovens interpretiert.
Die »Eroica« ist von Beethovens Idealismus geprägt. Im Konzert unterziehen das Ensemble Resonanz und Dirigent Riccardo Minasi die Einhaltung dieser Werte mit Blick auf die Realität an Europas Grenzen einer Prüfung. Sie verbinden die Klänge der dritten Sinfonie mit den 2019 von Journalist:innen dokumentierten Erfahrungen auf der Sea-Watch 3. Ein Schiff, das zur Rettung von Menschen in Seenot, die auf der Flucht den tödlichen Weg über das Mittelmehr suchen, eingesetzt wird. Die Erfahrung zeigt: An den europäischen Grenzen steht die Humanität, die auch im ersten Artikel des Grundgesetzes festgehalten ist, zur Disposition. »Die Würde des Menschen ist unantastbar«, heißt es dort und ist das Bekenntnis zu den Menschenrechten als Grundlage menschlicher Gemeinschaft, Frieden und Gerechtigkeit in der Welt.
Die Sea-Watch 3
SteckbriefLänge: 53 Meter
Einsatz: 2017–2023
Crew: Nautiker:innen, Mediziner:innen, Mechaniker:innen und Journalist:innen
Gut zu wissen: War an der Rettung von über 6.000 Menschen beteiligt
Biografien
20 Uhr | Lage der Nation
»Lage der Nation«
Plenarsaal des BundestagesWie so oft an einem Donnerstagabend, treffen sich der Journalist Philip Banse und der Jurist Ulf Buermeyer heute, um die »Lage der Nation« kritisch unter die Lupe zu nehmen.
Dr. Ulf Buermeyer, LL.M.
SteckbriefGeboren: 1976 in Osnabrück
Tätig als: Jurist
Ausbildung: studierte in Osnabrück, Leipzig und Rennes, promovierte an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main, erwarb den ›Master of Laws‹ an der Columbia Law School in New York City
Gut zu wissen: Buermeyer ist ›Richter auf Lebenszeit‹ am Landgericht Berlin (zurzeit beurlaubt)
Mit großem gesellschaftspolitischen Bewusstsein analysieren sie in ihrem Podcast schon seit 2016 die Themen, die uns alle betreffen: ob Bildung, Digitalisierung, Sozial-, Umwelt- oder Außenpolitik. Die Podcaster ordnen die aktuellen politischen Debatten (wöchentlich) in ihren Kontext ein und verzichten dabei nicht auf konstruktive Kritik oder einfallsreiche Lösungsansätze. Sie zeigen immer wieder auf, wo die Demokratie in Deutschland gefährdet ist, und heben mithilfe eigener Perspektiven hervor, wie wichtig ihr Erhalt auf allen Ebenen ist. Ein wichtiger Grundstein hierfür ist übrigens Artikel 5 des Grundgesetzes: die Meinungsfreiheit, Basis jeder anregenden Diskussion.
An diesem Donnerstag treffen Philip Banse und Ulf Buermeyer sich zur »Lage Live« im Plenarsaal des Bundestages. Der Raum wurde für lebendige Diskussionen konzipiert und ist damit perfekt geeignet für eine Bestandsaufnahme der Lage dieser Nation.
Philip Banse
SteckbriefGeboren: 1972
Tätig als: Journalist
Ausbildung: studierte Geschichte, Politik und Russisch in Hamburg und ist Absolvent der Berliner Journalisten-Schule
Gut zu wissen: beschäftigt sich vor allem mit den Auswirkungen der Digitalisierung sowie Umwelt- und Bildungsthemen
Awareness
Awareness
Wir – das Beethovenfest Bonn – laden ein, in einem offenen und respektvollen Miteinander Beethovenfeste zu feiern. Dafür wünschen wir uns Achtsamkeit im Umgang miteinander: vor, hinter und auf der Bühne.
Für möglicherweise auftretende Fälle von Grenzüberschreitung ist ein internes Awareness-Team ansprechbar für Publikum, Künstler:innen und Mitarbeiter:innen.
Wir sind erreichbar über eine Telefon-Hotline (+49 (0)228 2010321, im Festival täglich von 10–23 Uhr) oder per E-Mail (achtsamkeit@beethovenfest.de).
Werte und Überzeugungen unseres Miteinander sowie weitere externe Kontaktmöglichkeiten können hier auf unserer Website aufgerufen werden.
Das Beethovenfest Bonn 2024 steht unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst.
Programmheftredaktion:
Sarah Avischag Müller
Noomi J. Bacher
Die Texte von Noomi J. Bacher und Sven Boxberg sind Originalbeiträge für dieses Programmheft.