That was the Democracy Music Festival

Am Tag der Deutschen Einheit ging das Beethovenfest Bonn 2024 mit einer Feier der Demokratie fulminant zu Ende. Die schönsten Eindrücke von den Spielstätten, ikonischen Demokratieorten im Bonner Regierungsviertel, haben wir hier zusammengestellt.

Zahlreiche Konzerte, Talks, Mitmachangebote, Livemusik im Freien, Klanginstallation... Wir haben das Jubiläum von 75 Jahren Grundgesetz gebührend gefeiert. Zentrale Artikel des Grundgesetzes haben die Veranstaltungen inspiriert, aber auch die Orte mit ihrer Demokratiegeschichte hatten einen Einfluss auf die Ideen der Künstler:innen – die meisten sind keine klassischen Konzertstätten und teilweise nicht öffentlich zugänglich. Ein überwältigender Publikumszuspruch und wunderbare Begegnungen – mit unserer Geschichte und miteinander – haben den Tag zu einem großartigen Erfolg gemacht.

Von einem großen Landschaftspark umgeben liegt die Villa Hammerschmidt direkt am Rheinufer. 1950 bezog mit Theodor Heuss der erste Bundespräsident seinen neuen Amts- und Wohnsitz, und auch die folgenden Bundespräsidenten wohnten teilweise hier. Seit 1994 ist der Bonner Amtssitz vor allem ein Begegnungsort, wo der Bundespräsident neben seinem Hauptsitz im Schloss Bellevue Gäste empfängt.

Bassposaunistin Maxine Troglauer und Harfenistin Teresa Raff nahmen das repräsentative Ambiente zum Anlass, um Menschen in den Fokus zu rücken, die in der Gesellschaft weniger repräsentiert und privilegiert sind. Sie nahmen die Zuhörer:innen auf eine musikalische Reise durch die Lebensgeschichten von Künstlerinnen verschiedenster Epochen. Mit Wort und Ton erzählten sie von inspirierenden Frauen, die sich ihre Selbstverwirklichung erkämpft haben – unter dem Motto des Grundgesetz-Artikels Nr. 2. Die seltene Gelegenheit, den Bundespräsidentensitz von innen zu sehen, nahmen viele Menschen gerne wahr.

»Geburtsort der Bundesrepublik«, so wird der Plenarsaal des Bundesrates auch beschrieben, denn hier wurde am 23. Mai 1949 das Grundgesetz vom Parlamentarischen Rat verkündet. Er liegt im Nordflügel des Bonner Bundeshauses, wo sich auch der Plenarsaal des Bundestages befindet. Seit dem Umzug nach Berlin im Jahr 2000 dient der Raum als Außenstelle des Bundesrates.

Das Mandelring Quartett machte den Ort zur Idee: Das Publikum durfte in demokratischer Abstimmung über die je zwei Werke der beiden Konzerte entscheiden – getreu dem Motto von Grundgesetz-Artikel 20, Wahlfreiheit. Die Besucher:innen beider Konzerte wählten das Beethoven-Streichquartett C-Dur op. 59/3. Im dem ersten der beiden Konzerte fiel die Mehrheit dazu auf das Streichquartett D-Dur op. 44/1 von Felix Mendelssohn, im zweiten Konzert auf Mozarts Streichquartett d-Moll KV 421. Spontan mussten die Musiker:innen sich darauf einstellen und spielten frisch und konzentriert.

Der ehemalige Plenarsaal des Bundestages entstand von 1987 bis 1992 nach dem Entwurf von Günter Behnisch anstelle eines Vorgängerbaus. Keine durchgezogenen Wände, nur Glas und Stahl: Der neue Plenarsaal symbolisiert Transparenz. Der Bundestag nutzte das Gebäude allerdings nur bis 1999 – man hatte entschieden, in die Hauptstadt Berlin umzuziehen. Es ist heute als ›World Conference Center Bonn‹ bekannt.

Zwei Veranstaltungen der Sparte Diskurs bereicherten hier das Tagesprogramm des Musikfests – in Kooperation mit tollen Partnern. Zunächst die Feierstunde zur Wiedervereinigung, durchgeführt von der Konrad Adenauer Stiftung mit prominenten Redner:innen wie Bundestagspräsident a. D. Norbert Lammert und Navid Kermani. Später am Abend dann die Live-Ausgabe des Politik-Podcasts »Lage der Nation«. Das vollbesetzte Auditorium erlebte eine Überraschung: Als unangekündigten Gesprächsgast präsentierten die Moderatoren Fernsehgröße Jan Böhmermann.

Der Beiname »Langer Eugen« verweist auf den damaligen Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier als engagierten – wenn auch körperlich kleinen – Befürworter des Bauvorhabens. Der bekannte Architekt Egon Eiermann plante das damals höchste Gebäude Bonns (114 Meter). Als Abgeordnetenhaus für Mitglieder des Deutschen Bundestages wurde der »Lange Eugen« von 1969 bis 1999 genutzt. Seit 2006 sind verschiedene Organisationen der Vereinten Nationen ansässig.

Der geschichtsträchtige Demokratieort ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich – anlässlich des Musikfests der Demokratie jedoch öffneten sich die Sicherheitsschleusen für die Konzertbesucher:innen. Projektteilnehmer:innen von Musethica spielten Quintett-Werke mit den namhaften Dozenten Nils Mönkemeier und Avri Levitan. Das Motto des Grundgesetz-Artikels 3, Gleichheit, stand für das soziale Engagement von Musethica. Ebenso bezog es sich auf die Augenhöhe zwischen Musikstudierenden und Professoren, die gemeinsam musizierten – bei einmaligem Ausblick auf Bonn und bis nach Köln aus dem 29. Stock.

Die Bundeskunsthalle ist ein Ort, an dem Kunst, Kultur und Wissenschaft diverser nationaler wie internationaler Felder im Zentrum stehen. Neben eigenen Ausstellungen bietet sie Räume für Konferenzen, Tagungen und andere Veranstaltungen. Die Institution ist ein Erbe der Regierung Helmut Kohls und wurde 1992 eingeweiht.

Im Forum, dem Konzertsaal des Museums, fanden zwei Konzerte statt. Fazıl Say präsentierte seine bewegende Sonate »Gezi Park 2« und Beethovens »Appassionata«. Am Nachmittag dann führte das Sitkovetsky Trio zusammen mit drei Percussion-Spieler:innen Dmitri Schostakowitschs 15. Sinfonie in einer Kammerfassung auf (siehe Fotos). Sowohl Schostakowitsch als auch Say stehen als Musikerpersönlichkeiten für die Errungenschaft des fünften Grundgesetz-Artikels, Meinungsfreiheit.

Der Flick Gocke Schaumburg Campus ist Sitz der gleichnamigen Kanzlei am südlichen Ende der Bonner Museumsmeile. Die Architekt:innen des Gebäudes erschufen hinter der hoch innovativen Doppelfassade einen Raum für gemeinsame Lösungsfindung, Transparenz und offene Kommunikation. In der Mitte liegt dabei das Atrium, Herzstück und zentrale Begegnungsstätte des Gebäudes.

In dem ungewöhnlichen Innenfoyer mit hoher Decke, viel Glas und indoor-Bäumen fand eine große Zuhörerschaft Platz für das Abschlusskonzert des Tages mit dem Ensemble Resonanz. Das innovative Kammerorchester aus Hamburg brachte in »Euroica« Beethovens dritte Sinfonie mit dem Thema Seenotrettung zusammen – ein kraftvolles Plädoyer für Menschlichkeit unter dem Motto von Grundgesetz-Artikel 1 über die Würde des Menschen.

Gleich am Beginn der Rheinaue liegt die Zentrale der DHL Group – 2002 löste der Post Tower den »Langen Eugen« als höchstes Gebäude Bonns ab. Der Grundriss zeichnet sich durch zwei Halbkreisformen aus, die versetzt aufeinandertreffen. Zwischen ihnen liegen die sogenannten Skygärten mit ihren begehbaren Glasböden. Die gläsernen und lichtdurchlässigen Büroräume symbolisieren Transparenz und offene Kommunikation.

Zwei Stunden lang öffnete der Post Tower einen seiner Skygärten für das Publikum. Für die musikalische Untermalung sorgten Trompeter Simon Höfele und Pianist und Komponist Kaan Bulak: elektronische Beats verschwammen mit Instrumentalklängen, verschiedene Musiktraditionen aus Ost und West verschmolzen mit der einmaligen Atmosphäre im Hochhaus zu einer Erfahrung im Geiste des Grundgesetz-Artikels 3, Gleichheit.