Marion Leuschner war als Musikvermittlerin des Beethovenfests in der Konzeption von »Galatea Upload« beteiligt und leitet das Jugendprojekt »Schülermanagement« am Festival, das in diesem Jahr an das Konzert andockt.
David Eckmann: Die Musikvermittlung spielt bei diesem Projekt eine wichtige Rolle. Welchen Hintergrund hat das?
Marion Leuschner: Es war den Initiator:innen von Anfang an wichtig, dass Laien künstlerisch mit einbezogen werden, und auch uns ist es schon seit vielen Jahren ein großes Anliegen, Communities in unsere Projekte einzubeziehen – das hat direkt gut zusammengepasst.
Für die Umsetzung war eine der zentralen Ideen, dass das Projekt ein Abbild des gesellschaftlichen Umgangs mit KI bieten soll. Deswegen haben wir Interviews mit verschiedensten Menschen geführt – von Digital Natives, die jetzt schon teilweise völlig natürlich mit KI umgehen, bis hin zu älteren Menschen, die mit sehr viel Lebenserfahrung auf das Thema blicken. Das Spannende war, dass ich sowohl aus der Gruppe der Jüngeren viele Stimmen gehört habe, die noch völlig unerfahren mit KI sind, als auch aus der Gruppe der Senior:innen auf Menschen getroffen bin, die schon viel Erfahrung mit KI haben und sie längst im Alltag nutzen.
DE: Welche Rollen spielen die Schüler:innen in diesem Projekt?
ML: Es gibt eine Gruppe von Schüler:innen, die künstlerisch am Projekt beteiligt ist, und es gibt die Schülermanager:innen, die die Veranstaltung als Beethovenfest-Team organisieren.
Die Performance-Gruppe ist ein Kurs »Darstellen und Gestalten« der Gesamtschule »Bonns Fünfte«. Die Schüler:innen arbeiten schon seit mehreren Jahren zusammen und waren untereinander sehr vertraut, was toll für uns war, da so auch schnell eine Vertrauensbasis zur Tänzerin Sara Ezzell entstehen konnte, die mit ihnen die Performance gestaltet. Wir sind sehr froh und dankbar, dass die Gruppe und ihre Leiterinnen so tief in unser Projekt mit eingetaucht sind.
Das Schülermanagement-Projekt hat ja eine lange Tradition beim Beethovenfest, eines unserer wichtigsten Projekte. Das diesjährige Team besteht aus einer tollen Konzertmanagerin, die viel Energie mitbringt, und Musikvermittlungs-»Schülis«, die ein vorbereitendes Workshop-Konzept für Schulen entwickelt und begeisternd umgesetzt haben. Dann gibt es noch unser Presse-, Marketing und Redaktions-Team, die eine tolle Pressekonferenz gestaltet haben und eigene Bilder, Plakate, Merchandise-Artikel und ihre Social Media Präsenz sehr kreativ umsetzen. In diesem Jahr ist besonders spannend, dass sie ausgetestet haben, welchen Beitrag verschiedene KIs leisten können, etwa für Workshops oder Designs. Einige sagen aber auch: »Ich benutze KI nicht und möchte selber denken.« All die verschiedenen Meinungen bereichern das Konzert.
DE: Hat das Projekt deine Einstellung zu KI verändert?
ML: Es hat das Thema auf jeden Fall greifbarer gemacht. Für mich war es sehr intensiv und berührend, diese Interviews mit so vielen verschiedenen Menschen zu führen. Sehr spannend fand ich es auch, die Kolleg:innen des Beethovenfests zu interviewen. Steven Walter beispielsweise hat – wie ich finde – ein gutes Bild für eine der abstrakten Komponenten des Themas gefunden: Er sagte sinngemäß, wir wüssten ebenso wenig, wie KI denkt, wie wir wüssten, wie ein Wal denkt. Und trotzdem würden wir anerkennen, dass ein Wal denkt. Grundsätzlich bleibt meine Einstellung zu KI gemischt. Ich finde das faszinierend und beängstigend zugleich.
DE: Warum findest du es wichtig, dass sich Jugendliche mit dem Thema KI auseinandersetzen?
ML: Ich finde wichtig, dass sie möglichst viel wissen, also möglichst differenzierte Perspektiven, die Möglichkeiten und Gefahren kennen, um einen gesunden und souveränen Umgang damit haben zu können. Die emotionale künstlerische Herangehensweise unseres Projekts hat das Potenzial, dass dies nicht nur oberflächlich und informativ passiert, sondern tiefer geht.