Das vierte »letzte Wort« wird oft als theologisch spannendste und besonders aufgeladene Stelle der »sieben letzten Worte« betrachtet. Es ist der 22. Psalm, der ein Gefühl tiefster Gottverlassenheit angesichts von Leid und Verfolgung ausdrückt. Das entsprechende »Neue letzte Wort« entstand aus einer religionswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Diskriminierung und Kirche. Auch wenn der Wortlaut ähnlich anmutet, klingt Angela Lehner versöhnlich statt anschuldigend und verzweifelt. Sie beschwört eine Emanzipation von einem göttlichen Retter und appelliert an die Zuversicht, »Ich komme schon alleine klar«. Darin inbegriffen ist natürlich auch die Pflicht, selber Verantwortung zu übernehmen. Wir haben nur uns selbst, um uns zu retten – »kein Erlöser am Kreuz«. Das befreiende daran ist die Entdeckung des eigenen Gestaltungsspielraums.
Luise Volkmann
»Für mich war die Stille der stärkste musikalische Moment für die Andacht.«
Luise Volkmann ist eine Saxophonistin und Komponistin aus Bielefeld, die gerne die Grenzen des Jazz überschreitet. So lässt sich sie auch von Punk, Neuer Musik und Free Jazz inspirieren. Mit ihrem Ensemble Été Large veröffentlichte sie 2017 ihr Debut-Album »Eudaimonia«, das von ZEIT zu einem der besten Alben des Jahres gewählt wurde. 2020 folgte das Album »When The Birds Upraise The Choir«. Ihre Musik erzählt plastisch, lebendig und unprätentiös Geschichten über inspirierende Persönlichkeiten. Sie selbst bezeichnet sie als »eine menschliche Musik«. Auch bezieht sie Stellung zu politischen und sozialen Themen. Sie bereiste und lebte in Deutschland, Frankreich, Dänemark, Palästina und Brasilien, was sie nicht nur zu künstlerischen, sondern auch sozio-kulturellen Projekten inspiriert hat.
Das Thema Religion ist für sie »sehr zerbrechlich und persönlich« und forderte von ihr einen Spagat zwischen Spiritualität und Objektivität – sie wolle »keine Musik machen, die zu einer Weltanschauung verführt.« Im Besten Fall habe Musik aber die Kraft, mit der Gesellschaft in Kontakt zu treten und eine Gemeinschaft zu formen. Im vierten »Neuen letzten Wort« trifft eine Musikerin, die die Menschen und das Leben von ganzem Herzen liebt, auf eine spirituelle und kritische Textvorlage.